"Jedes Kind sollte mit der Musikwelt in Berührung kommen."
Name: Marie Christin Weskamp
Ausbildung: Ich habe nach meinem Jahr als Missionarin auf Zeit in Ruanda, zunächst eine Ausbildung zur Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin in Bad Nenndorf gemacht. Anschließend studierte ich Elementare Musikpädagogik mit Hauptfach Gesang an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Es folgte mein Master Singen mit Kindern an der Musikhochschule Detmold. Ich bin zurzeit an einer Grundschule in Bielefeld für das Fach Musik zuständig, an Musikschulen als Kinderchorleiterin und Stimmbildnerin tätig. Darüber hinaus arbeite ich freiberuflich als Dozentin im Fort- und Weiterbildungsbereich zu Themen wie Singen mit Kindern, Stimm- und Sprechtraining für pädagogische Fachkräfte.
Was sollte jedes Kind in der Kita einmal ausprobiert haben?
Jedes Kind sollte mit der Musikwelt in Berührung kommen. Musik ist dabei nicht als feste Form, sondern als Gestik zu verstehen. Jeder kann musikalisch gestalten. Das geht mit Alltagsmaterialien oder dem Raum z.B. Heizung, Wand genauso wie mit Musikinstrumenten wie Geige, Klavier. Dabei steht Musik nie allein, sondern ist mit Bewegung und dem Körper verbunden wie z.B. bei Bodyperkussion. Und: Jedes Kind sollte seine Stimme entdecken können und einen gesunden spielerischen Umgang mit der Stimme erleben. Schon das singende Erzählen im Spiel erzeugt eine besondere spielerisch-konzentrierte Atmosphäre. Es muss nicht immer ein Lied sein, denn es gibt viele Gelegenheiten zu Singen. Musik regt das Gehirn an, fördert Konzentration, Sprachverständnis und Wortgedächtnis. Miteinander musizieren stärkt Sozialkompetenz und macht kooperativer. Jedoch ist Musik nicht nur auf die pädagogischen Vorteile zu reduzieren. Sie weckt Emotionen und macht einfach nur glücklich.
Was Du einer Erzieherin/pädagogischen Fachkräften gerne noch mit auf den Weg geben möchtest…:
Professionelles Sprechen ist ein Handwerk, das man erlernen und trainieren kann, um es im Berufsleben eigenständig anzuwenden. Ebenso wie Singen. Man lernt nie aus und kann immer seine eigenen stimmlichen Fähigkeiten verbessern. Sich mit Leuten auszutauschen, neuen Input zu bekommen macht bewegt, vital, lebendig. Das ist für das Musizieren ganz wichtig und auch für die eigene Persönlichkeit. „Musik macht in erster Linie einfach glücklich und weckt Emotionen“ Gerade für Kinder ist die Musik deshalb eine tolle Möglichkeit, sich auszudrücken und ihre natürliche Kreativität auszuleben. Als pädagogische Fachkraft schaffen wir Räume für inspirierende, motivierende, unvergessliche Momente. Das Entdeckende für die Welt, was Kinder haben, kann bereichern, bringt ganz viel Potential mit sich. Daran anzuknüpfen ist eigentlich das Schönste, ganz spontan im Alltag. Diese Faszination, wenn man ein Kind beobachtet, was einen Menschen beobachtet der Singt, das ist einfach toll. Man guckt in die großen Augen, es entstehen Welten in diesem Kind und es eröffnet Räume. Das ist eine tolle Gelegenheit diese Räume zu unterstützen, zu füttern, Musik anzubieten und diese Räume gestalten zu lassen von den Kindern.
Welches Thema liegt Dir besonders am Herzen?
Einer meiner Schwerpunkte liegt natürlich in der Stimme, aber das Faszinierende und Einmalige an der Elementaren Musikpädagogik (EMP) ist es mit allen Altersstufen arbeiten zu können. Elementar bedeutet nicht nur den ersten Einstieg in die Welt der Musik, sondern es geht wesentliche Faktoren des Musizierens und das auf allen Ebenen. Das heißt der professionelle Geiger kann genauso elementar arbeiten wie das Kleinkind, dass seine ersten Erfahrungen mit Musik macht. Es geht darum die gleichen musikalische Inhalte z.B. musikalische Parameter (laut, leise, Melodik, Harmonik…) in Ausdruck zu bringen. Die Zielgruppe ist breit gesteckt: Erwachsene, Senioren, Kinder (Kita, Grundschule, Gymnasium) und Eltern-Kindkurse. Ich lebe nicht gern in einer Schublade, ich nehme lieber alle und darum ist es vor allem die Vielfalt und Abwechslung, die die EMP mit sich bringt, die ich liebe. Instrumentalspiel, Orff-Instrumente, Bewegung, Rhythmik, Sprecherziehung, Improvisation und natürlich Gesang.
3 Tipps, wie Erzieher*innen mit ihrer Stimme im Alltag schonend umgehen können:
- Die Stimme ist Teil unseres Körpers und braucht das Zusammenspiel mit Körper und Atmung. Daher funktioniert sie am besten, wenn der Körper ausgeruht ist: Bewegung, gesunde Ernährung… Viel Trinken hält die Schleimhäute feucht (Wasser, Tee). Statt Räuspern (Stimmlippen schlagen hart aneinander) lieber summen, Schluck trinken
- Du musst nicht Schreien, dabei entsteht ein zu viel an Anstrengung und Spannung. Hol dir die Kraft aus der Artikulation deiner Konsonanten! Mit Übungen sorgst du für eine eutone Grundspannung deiner Hauptatemmuskulatur (Zwerchfell, Zwischenrippenmuskulatur), kannst besser Atmen, sprichst deutlicher und wirst besser gehört. Weit vorne sprechen. Nutze Pausen zur Gliederung dessen was du sagen möchtest.
- Morgendliches Ritual: Nutze Übungen am Morgen als Ritual um deine Stimme „wach zu machen“ und auf die Anforderungen des Tags vorzubereiten. Ein 100-Meter-Läufer würde auch nicht ohne Warm-Up starten. Zwerchfell mit Atemübungen aktivieren, Stimme mit Summübungen und Glissandi (kaue deinen Ton gut durch) z.B. auf der Toilette, im Auto…